Erfahrungsbericht
Erstmalig habe ich diesen Sommer an einem internationalen Workcamp teilgenommen. Es fand vom 02.08.-18.08.2014 in Italien statt. Die Teilnehmer bestanden aus einer Vielzahl an Einheimischen und sieben Freiwilligen aus Serbien, Griechenland, Spanien, Russland, Frankreich, Korea und Deutschland. Unser gemeinsames Projekt bestand darin, von Rom nach Ortona zu wandern. Noch nie zuvor habe ich mich auf eine so lange Reise zu Fuß begeben. Ebenso bin ich zum ersten Mal allein in ein fremdes Land geflogen, dessen Sprache ich nicht beherrsche. Diese Reise war für mich von Anfang bis Ende ein Abenteuer.
Dieses begann bereits mit der Ankunft am Flughafen. Ich kam leider ohne mein Gepäck an und hatte Glück, dass mir eine deutsche Familie in Rom weiterhalf. Leider habe ich deswegen die ersten beiden Wandertage verpasst und konnte mich der Gruppe erst am Abend des zweiten Tages anschließen. Ich fühlte mich von Anfang an wohl in der Gruppe, da eine offene Atmosphäre herrschte. Ich habe die Mitglieder der Gruppe als freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt.
Am nächsten Tag begann für mich die Wanderung. Ich merkte, wie anstrengend es sein kann, im Sommermonat August durch Süditalien zu wandern. Vom ersten Tag an war ich jedoch dem Charme der Landschaft ausgesetzt und war einfach froh im Workcamp angekommen zu sein. Wir wanderten täglich durch wunderschöne Gegenden. Das einzig Unangenehme waren längere Passagen auf Asphaltstraße, wo auch immer wieder Autos fuhren. Dann hörte man stets jemanden rufen „Macchina!“, um vor Autos zu warnen. – Ein italienisches Wort, welches ich bestimmt nie vergessen werde.
So wanderten wir von einem zum nächsten italienischen Dorf gen Osten. Jeder Tag bescherte uns dabei hochsommerliche Temperaturen unter einem strahlend blauen Himmel. Die Hitze machte mir manchmal ein wenig zu schaffen. Im Schatten war es angenehm, aber in der Sonne oftmals zu heiß beim Wandern. Ich habe auf der Wanderung einen Fluss oder See vermisst, indem man sich hätte kurz abkühlen können. Aber dafür hatte ich stets das Meer als fernes Ziel vor Augen.
Wir zogen durch die Heide, über Wiesen und Felder, streiften durch Wälder und konnten traumhafte Aussichten von den Bergen genießen. Einen großen Teil der Strecke liefen wir durch die wunder-schöne Region Abruzzo, welche viel zu bieten hat. Wir besuchten einige malerische italienische Dörfer, wo wir unter anderem auch übernachteten. Als Unterkunft standen uns beispielsweise eine Kirche oder eine Burg zur Verfügung – Orte, an denen ich mich bisher selten und nur tagsüber aufhielt. Einige Male nahmen wir an Messen in einer Kirche teil. Nicht alle waren religiös eingestellt, jedoch akzeptierte man den Glauben der anderen. Neben dem Besuch der Messe zählte auch die Besichtigung von Burgen und alten Ruinen zu unseren Freizeitaktivitäten. So sahen wir beispielsweise einen alten Tempel und ein ehemaliges Amphitheater. Ich war davon sehr beeindruckt und interessierte mich auch für die Geschichte dieser Orte.
Immer wieder schlossen sich neue Einheimische der Gruppe an und wanderten für kurz oder länger einzelne Etappen mit. Auf dem gesamten Weg lernte ich somit immer wieder neue interessante Menschen kennen. Besonders freute es mich, wenn diese auch etwas Englisch sprechen konnten, was in Italien nicht selbstverständlich ist. Der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung war dem-zufolge von Anfang bis Ende gegeben. Zudem schätzte ich den starken Zusammenhalt der Gruppe. Man konnte sich gegenseitig vertrauen und aufeinander verlassen.
Beim Erreichen einer Etappe erhielt man einen Stempel auf seiner Pilgerkarte, die man zur Erinnerung behalten konnte. Außerdem erhielt jeder ein gelbes T-Shirt mit dem Logo der Organisation und dem Slogan „Keep calm. Abbendati“. Daneben stellen auch die Fotos und Videos mit Interviews einzelner Teilnehmer ein paar schöne Souvenirs dar.
Am Ende unseres Workcamps stand das Feiern der Ankunft auf dem Programm. Zunächst einmal trafen alle Teilnehmer in der Kirche auf dem Piazza San Tommaso ein. Dort fand ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem jeder aus der Gruppe der internationalen Freiwilligen ein paar Zeilen aus der Andacht „Cammino di San Tommaso“ in seiner Landessprache vortrug. Für die religiös Gläubigen unter uns stellte dies ein besonderer Moment dar. Nach der Messe ging es für uns auf ein mittelalterliches Stadtfest. Am späten Abend traten wir auch noch auf eine Bühne in der Stadt, um von uns und unserer Wanderung von Rom nach Ortona zu berichten. Hinterher tanzte man ausgelassen im Freien zu italienischer Musik. So fand unser gemeinsames Projekt allmählich seinen Ausklang.
Insgesamt war das Workcamp für mich ein Erlebnis der besonderen Art. Ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt und viel dazu gelernt. Das gemeinsame Wandern, die atemberaubenden Landschaften als auch die freundlichen Menschen aus aller Welt bleiben mir in guter Erinnerung.
ph: Dongjiin Oh – 23 years old – South Korea
text: Katrin Tschikov – 24 years old – Germany